Lesen / Umgang mit Texten

Die Diskussion um den Leseunterricht und zuletzt die Einrichtung von 3x20 Minuten Lesezeit in den Stundenplan jeder Klasse hat für unser Kollegium folgende Leitgedanken im Hinblick auf einen systematischen Leseunterricht gefestigt, aber auch neu in den Blick genommen:

  • Lesenlernen wird für alle Kinder über vielfältige Kanäle und Zugänge differenziert angeboten.
  • Motivation entsteht über Erfolg: Leseerfolg wird durch regelmäßiges Lesen. Mindestens 3x20 Minuten Lesezeit werden wöchentlich fest und verbindlich im Stundenplan verankert.
  • Leseerfolg ist eng mit der Kompetenz des flüssigen Lesens verknüpft.
  • Leseschwäche muss frühzeitig erkannt und schwache Leser/innen rechtzeitig gefördert werden.
  • Lesen und Lesenlernen muss motivierend sein und im engen wechselseitigen Bezug zu einem motivierenden Umgang mit ansprechenden Texten stehen.


1) Vielfältige Kanäle und Zugänge:
Die Auswahl der Methoden im Leselernprozess beeinflusst entscheidend die Entstehung von Leseschwäche. Wir bieten unseren Schüler/innen stark differenzierte Zugangsweisen zu der Erschließung von Buchstaben und Lauten. Die Kinder lernen Buchstaben und Laute mit allen Sinnen kennen und „begreifen“ sie somit „mit Kopf, Herz und Hand“. Weiterhin bieten wir den Kindern durch die parallele Arbeit mit einer Anlauttabelle von den ersten Schulwochen an die Möglichkeit, sich die Geschwindigkeit des Lernprozesses im Schreiben und Lesen selbst zu bestimmen. Durch Nutzung der Anlauttabelle, die Buchstaben und Laute über Anlautbilder erklärt (z.B. das Bild eines Affen für A/a), können sich Kinder jederzeit selbst Buchstaben/Laute neu erschließen bzw. vergessene Buchstaben/Laute wieder in Erinnerung rufen.

Wir arbeiten mit dem Lehrwerk „Niko“. Die abwechselnde Silbenmarkierung (rot / blau) im Lehrwerk „Niko“ erleichtert den Kindern das Lesen durch ganzheitliches Erfassen von Silben und Nutzung des Wiedererkennungswertes von häufig vorkommenden Silben.

2) 3x20 Minuten Lesezeit:
3x20 Minuten Lesezeit sind bei uns mit Schulkonferenzbeschluss vom 12.09.2023 für alle Klassen verbindlich montags, mittwochs und freitags von 9.10 – 9.30 Uhr im Stundenplan verankert. Ziel dieser übergreifend geltenden Lesezeit ist u.a. die Nutzung von klassen- und sogar jahrgangsübergreifenden Lesezeiten. So können z.B. stärkere Leser/innen zu höheren Klassen und schwächere Leser/innen zu niedrigeren Klassenstufen wechseln (Leseband).

Die Lesezeit beginnt mit einem festgelegten und programmierten Akustiksignal, so dass alle Beteiligten an die Verbindlichkeit der Lesezeiten erinnert werden. In der Lesezeit wird die Lesekompetenz (Leseflüssigkeit, Leseverständnis, Lesemotivation) der Kinder intensiv gefördert. Folgende Materialien und Methoden kommen hier zum Einsatz, die sich momentan noch in der Testphase befinden (rot):

  • Vorlesezeiten (ab Klasse 1)
  • Lies-mal-Hefte (ab Klasse 1)
  • Chorisches Lesen (ab Klasse 1)
  • Lautlesetandem (ab Klasse 2)
  • Würfellesen
  • Vorlesetheater (ab Klasse 4)
  • Hörbuchlesen (ab Klasse 3)
  • Lesetrategietraining (ab Klasse 2)

3) Leseflüssigkeit eintrainieren:
In Absprache mit dem Kollegium sollen bis Ostern 2024 diverse Lesefluss-Übungen getestet werden. Im Anschluss erfolgt eine Evaluation auf Basis der Erfahrungswerte mit dem Ziel, besonders gelungene Übungsformen verbindlich als Lesemethoden in das Schulprogramm aufzunehmen.

Eine gute Unterstützung zur Einübung von Leseflüssigkeit besteht über die Elternschaft. Viele Eltern erklären sich bereit, als „Lesemutter“ oder „Lesevater“ die Lehrkraft zu unterstützen und mit einzelnen Kindern oder Kleingruppen das Lesen zu üben.

4) Frühzeitige Diagnostik und Förderung:
Verbindlich eingeführt ist an unserer Schule die Diagnostik mit dem Stolperwörter-Lesetest. Weitere Diagnoseverfahren (insbesondere zum Lesefluss) sollen ermittelt und getestet werden.

Für leseschwache Schüler/innen werden in allen Jahrgangsstufen spezielle Fördergruppen angeboten, in denen Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten Unterstützung in ihrem Lernprozess finden. Die enge Zusammenarbeit mit dem schulpsychologischen Dienst gibt uns hier zusätzliche Diagnosehilfen und unterstützt mit nachmittäglichen Fördergruppen den Lernprozess leseschwacher Kinder.

5) Umgang mit Texten:
Die Freude an Texten sowie die Bereitschaft, über eigene Texteindrücke sprechen zu wollen, sind bei Kindern stark abhängig von der Auswahl der Texte. Auch die Bereitschaft, sich mit verständniserschwerenden Stellen auseinanderzusetzen, ist zu einem großen Anteil von der Textauswahl abhängig. So ist es wichtig, ein Lese- und Sprachbuch zu finden, das ein motivierendes Angebot an Lesetexten aufweist. Wir arbeiten aktuell mit dem Lehrwerk „Niko“ (Klett), das wir nach längerer Erprobung inzwischen in allen Jahrgängen einsetzen. Niko arbeitet im Anfangsunterricht mit der Farbkennzeichnung von Silben (rot/blau im Wechsel) und unterstützt so insbesondere die schwächeren Leser/innen nicht nur im Leselernprozess, sondern auch im Erlesen von Texten.

In freien Lesezeiten können in den Klassenräumen und auf den Fluren die Kinder gemütlich zusammensitzen und selbstgewählte Bücher lesen. Die klasseneigene Bibliothek bietet hierfür Mädchen und Jungen eine große Auswahl an aktuellen, altersangemessenen Büchern, die alle im Antolin-Leseprogramm vorhanden sind. Unsere Schullizenz des Online Leseprogrammes „Antolin“ ermöglicht es unseren Schüler/innen im Anschluss an ein gelesenes Buch entweder in der Schule oder auch zu Hause mit einem fest vergebenen Benutzernamen und Kennwort online Verständnisfragen zu den gelesenen Büchern zu beantworten. So können Kind und Lehrkraft (sowie Eltern) erkennen, wie sicher das Kind den Sinn des Gelesenen selbstständig verstanden hat und über schriftliche Fragen beantworten konnte. So werden Punkte gesammelt und je nach Punktestand Urkunden vergeben. Das sinnerfassende Lesen wird dadurch enorm geschult und auch kleine „Lesemuffel“ entwickeln viel Ehrgeiz.

Bereits ab dem ersten Schuljahr arbeiten die Kinder mit differenzierten Leseheften, sodass auch Schüler/innen, die bereits lesen können, genug gefordert werden. Bei dem Umgang mit den Leseheften (Lies-mal-Heften) geht es um das sinnerfassende Lesen, damit die Kinder lernen, das, was sie lesen, auch zu verstehen.

Im 3. oder 4. Schuljahr wird eine Lektüre gelesen. Alle Kinder lesen zur gleichen Zeit ein bestimmtes Buch, wodurch ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl erlebt werden kann. Der Austausch über das Gelesene, die Arbeit dazu auf Arbeitsblättern, in Gruppenarbeiten und in kleinen Projekten vertiefen das Gelesene.

Weiterhin besteht eine enge Kooperation mit der Stadtbücherei Velbert. Alle Klassen werden einmal im Schuljahr dorthin eingeladen, um an einem Buchprojekt teilzunehmen, bei dem es um Vorlesen, Basteln, Malen und Entdecken geht. Auch unabhängig von diesen Projekten besuchen die Kinder die Bücherei. Immer wieder werden Bücherkisten zu bestimmten Themen zusammengestellt, die dann für ca. 4 Wochen im Klassenraum bleiben dürfen und bei den Kindern regen Anklang finden.